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8. Sächsischer Mt. Everest Treppen-Marathon 21.04.-22.04.2012

Plakette auf dem Gipfelkreuz in Radebeul
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Der Lauf heute ist mal richtig "krank". Hundert Runden bzw. 100 mal die sogenannte Spitzhaustreppe in Radebeul rauf- und wieder runterlaufen bzw. 100 mal 88,48 Höhenmeter rauf und 100 mal 88,48 Meter runter. Das Ganze auf einer Strecke von 422 Meter hin und 422 Meter zurück. Für den Doppelmarathon, die insgesamt 79400 Stufen und die 8848 Meter rauf und runter hat man 24 Stunden Zeit. Das sollte zu schaffen sein, oder? Aber wieso schafft dann regelmäßig knapp die Hälfte der Teilnehmer die 100 Runden nicht innerhalb der 24 Stunden??
Um 8:00 Uhr fahre ich in das genau 500 Kilometer entfernte Radebeul, einem Vorort von Dresden. Als ich um 13:30 Uhr das Start- und Zielgebiet am oberen Ende der Treppe erreiche, sind die letzten Aufbauarbeiten noch im Gange. Im Verpflegungszelt bekomme ich netterweise schon ein Sandwich zur Stärkung und ruhe mich danach noch ein wenig im Auto aus.
Logo Es ist 16:00 Uhr. Jetzt wird es ernst. Leider konnte ich in den letzten Wochen keine Treppen oder Berge trainingsweise rauf- und runterrennen. Da wollen wir mal hoffen, dass sich das heute nicht rächt. 58 Leutchen machen sich bei idealen 14° auf den Weg. Nach fünfzig Metern geht es das erste Mal die Treppe runter. Nun heißt es Ruhe bewahren und Kräfte sparen. Ich versuche nur im Strom mitzuschwimmen und einen Ryhtmus zu finden. Das ist aber gar nicht so einfach. Soll ich pro Schritt eine oder zwei Stufen nehmen? Jetzt am Anfang ist es noch ein ziemliches Durcheinander. Ich nehme mal eine, mal zwei Stufen. Wie es gerade kommt. Unten angekomen geht es rechts rum, ca. 150 Meter auf einer Straße leicht bergab und nach einer 180 Grad Wende das Ganze wieder zurück.
Nach wenigen Runden ist klar, dass das hier kein Zuckerschlecken wird. Schon nach 20 Runden bekomme ich Probleme in den Beinen. Die Unterschenkel brennen. Besonders das Herunterlaufen tut richtig weh, wogegen das Hochlaufen nur anstrengend ist.

Nach vier Stunden sind die ersten 25 Runden geschafft. Erst ein läppischer Halbmarathon von insgesamt vier. Ich fühle ich mich aber so wie nach einem schweren Marathon bei dem ich mich richtig verausgabt habe. Was soll das nur geben? Nun ist mir klar, warum manchmal nur die Hälfte der Teilnehmer die 100 Runden in der Zeitvorgabe schaffen. Ich denke daran, dass es zum ersten Mal passieren könnte, dass ich das Ziel nicht erreiche. Diese Gedanken ziehen mich nur noch weiter runter. Vor dem Lauf habe ich ja gehofft unter 20 Stunden bleiben zu können. Nun werfe ich alle Zeitziele über Bord. Es geht nur noch darum, irgendwie innerhalb der 24 Stunden anzukommen. Als sich Wadenkrämpfe andeuten, mache ich erst einmal eine 10-minütige Pause. Während ich im Verpflegungszelt versuche die Beine ein wenig zu entspannen, zwänge ich mir eine Schale Nudeln mit Käse und Ketchup rein. Die Pausenzeit ist mal wieder viel zu schnell vorbei. Aber es hilft nichts, ich muss weiter diese dusselige Treppe rauf- und runterlaufen.
Komischerweise läuft es nach Pause wieder richtig gut. Kein Krampfgefühl und kein Brennen mehr. Die Wunderheilung. Nur für wie lange?
Ich nehme mir vor, nun regelmäßig, so alle 15 bis 20 Runden, ein Päuschen zu machen. Als die Runde 40 erreicht ist, haben sich meine Beine schon längst wieder gemeldet und verlangen nach einer weiteren Pause. Nach der guten Erfahrung vom letzten Mal, gebe ich dem Verlangen bald nach. Als ich nach 8 Minuten und einem Süppchen wieder auf die Strecke gehe, geht es meinen Beinen noch schlechter als vorher. Die Zeit war vergeudet.

Als die 50. Runde geschafft ist, sind 9 1/2 Stunden vergangen. Ich fange an zu rechnen. 4 Stunden für das erste Viertel, 5 1/2 Stunden für das zweite Viertel. Bei gleichbleibendem Tempo könnte ich nach 20 1/2 Stunden das Ziel erreichen. Dann dürfte ich aber nicht langsamer werden. Wenn ich aber nun bei jedem weiteren Viertel aufgrund der nachlassenden Kraft 1 1/2 Stunden länger brauchen würde als beim vorherigen Viertel, würde ich für die 100 Runden 25 Stunden benötigen. Das geht gar nicht. Ich brauche eine andere Taktik.
Im Moment brauche ich für eine langsame Runde 14 Minuten. Wenn ich nun in einer Stunde mind. 4 Runden laufen kann, benötige ich für 20 Runden 5 Stunden, für 40 Runden 10 Stunden und dann hätte ich noch für die letzten 10 Runden 4,5 Stunden Zeit. Das schaffe ich leicht. Mit dieser Rechnung bleibe ich unter 24 Stunden. Die Stimmung steigt.
Es ist Mitternacht durch und unten an der Treppe hat sich eine lustige Truppe aufgebaut die, immer wenn ich dort vorbei komme, den FC Bayern (also mich) anfeuert. Das geht so bestimmt zwei Stunden und verkürzt die Zeit ein wenig.
Um vier Uhr morgens fängt es leicht an zu nieseln. Es ist Pausenzeit. Als ich wieder auf die Strecke will, fängt es richtig an zu plästern. Da ich gut in der Zeit liege, gönne ich mir noch 5 Minuten, hole mir dann aber, als es nicht aufhört zu regnen, eine Windjacke als Regenschutz aus meiner Zeugkiste. Das lange Bayern Trikot hatte ich mir schon vor einiger Zeit untergezogen, da es in der Nacht doch recht kühl geworden ist. Nach einer halben Stunde ist der Spuk mit dem Regen vorbei. Glück gehabt.
Langsam wird es hell und dann ist auch endlich das dritte Viertel geschafft. Am immer sehr gut bestückten Verpflegungstisch bei Start- und Ziel frage ich nach einem Kaffee. Da es gerade den nicht gibt, holt mir eine nette Helferin einen Becher und reicht ihn mir nach der nächsten Runde.

Es sind nur noch 21,1 Kilometer. Das ist kein Problem mehr. Die paar Stunden, die ich dafür brauchen werde, sind ein Klacks. Eine richtige Pause habe ich schon lange nicht mehr gemacht, denn ich habe gemerkt, dass mich das nicht wirklich weiter bringt. Ich fühle ich mich auch relativ gut und machmal kann ich auch mal wieder schnellere Runden, in 12-13 Minuten, laufen. Die Regenwolken haben sich verzogen und die Sonne kommt raus. Das langärmelige Bayern Trikot kann nun auch wieder in die Kiste zurück.
Die letzten 10 Runden vergehen vergleichsweise schnell. Es sind nun einige Zuschauer unten und oben an der Treppe die die Läufer anfeuern. Jetzt beginnt der Spaß. Nur noch 5, 4, 3 Runden. Gänsehautfeeling schon auf der vorletzten Runde. Unten an der Treppe bekommt man von einem jungen Mädchen einen blühenden Zweig als Zeichen für die letzte Runde gereicht. Geschafft. 20 Stunden und 37 Minuten. Damit bin ich nun doch sehr zufrieden.

Nach dem Zieldurchlauf geht es mir richtig gut. Ich könnte sogar noch weiter laufen, aber ich lasse es dann doch besser gut sein. Da ich nun doch keine 24:00 Stunden gebraucht habe, habe ich noch ein wenig Zeit zum Ausruhen, bevor ich mich um 17:00 Uhr, nach dem Ende der Siegerehrung, auf den Heimweg mache.
Zuhause angekommen merke ich die vielen Treppenstufen der letzten Stunden aber dann sehr deutlich. An einen solchen Muskelkater kann ich mich kaum erinnern und ich bin mir nicht sicher, ob ich in zwei Wochen in Windhagen laufen kann. Mit der Anmeldung werde ich lieber noch eine Woche warten...
  Bild 1
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last update: 22.05.2012